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Zeitungs-Rezension des Esther Ofarim Konzerts in Dortmund 2006:
- aus der Westfälischen Rundschau -

90 Minuten zwischen Pop und Pathos

  Ein Abend mit Esther Ofa-rim ist kurz, aber intensiv. Die Sängerin brauchte nur 90 Minuten, um im Konzerthaus zu begeistern.

Verglichen mit ihrem Auftritt 2004 hat sich eigentlich nicht viel geändert. Die Setlist war mit einer Mischung aus israelischen Folksongs, Klassikern der Popgeschichte und jazzigen Balladen weitestgehend unverändert, sie bekam minutenlangen Applaus und ungezählte Blumensträuße, und die Fans im ausverkauften Konzertsaal gingen anschließend beseelt nach Hause. Auch die Bewegungen von ihr und ihrer Begleitband waren verhalten, nichts sollte von der Stimme ablenken. Und die hatte es in sich. Sie wechselte spielerisch die Stimmlagen und verlieh den einzelnen Songs dabei einen unvergleichlichen Charakter.

Trotzdem: einige Songs passten nicht zur zierlichen Israelin. Dass sie sich bei dem von Bert Brecht getexteten und von Kurt Weill musikalisch in Szene gesetzten "Alabama Song" auf die Suche nach einer Whisky-Bar macht, erschien auch durch die glockenhelle Stimme deplaziert. Eine rauchigere Kehle würde dies glaubhafter rüberbringen.

Andere Songs hingegen wirkten wie auf ihren Leib geschnitten. Ofarims Version des Beatles-Klassikers "She Žs leaving home" mit Pianist Yoni Rechter als John Lennon-Ersatz war grandios und bei ihrer Interpretation von Judy Garlands "Over the rainbow" fühlte man sich dem Lande Oz wirklich sehr nahe.

Insgesamt war es ein Abend mit viel Pathos. Schade nur, dass ihre Begleitband bis auf den Pianisten zu sehr im Hin-tergrund wirkte.

Bis auf eine kleine Pause von zwei Liedern im Mittelteil konnten sie nie so recht zeigen, was in ihnen steckt. Die Fans waren dennoch sehr zufrieden.


19.11.2006   Von Sven Schneider 
taken from westfaelische-rundschau.de

www.esther-ofarim.de