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Ruhrnachrichten - Rezension des Esther Ofarim Konzertes in Dortmund 2004:


"Sehnsuchtsvolle Melodien der Nacht" - Esther Ofarim im Konzerthaus

In den 60er und 70er Jahren war Esther Ofarim eine der Königinnen der Hitparaden. Vor 25 Jahren, nach der Scheidung von ihrem Duopartner Abi Ofarim, hat sich die israelische Sängerin und Theaterschauspielerin von der Bühne zurückgezogen. Jezt ist sie wieder da, als Chansonette, mit etwas anderen "Melodien einer Nacht" als mit denen sie damals die Charts gestürmt hat: mit Jazz- und Musicalsongs und Liedern aus ihrer Heimat. "Singen ist für mich wie Fliegen für einen Vogel", sagt die nun 63-jährige und ließ das die Zuhöfer am Freitagabend im Konzerthaus bei der Eröffnung der Reihe "Cabaret und Chanson" auch spüren.
Zart und zerbrechlich stand Esther Ofarim auf der Bühne. Pianist Yoni Rechter, Geiger Michail Paweletz und Saxophonist Eli Degibri, der sein Instrument sparsam einsetzte, nur um den zarten Liedern Farbtupfer zu geben, schufen der Chansonette ein weiches Klangbett, auf dem sich die Stimme wunderbar entfalten konnte.
Einschmeichelnd und leise wie eine "Miss Melancholica" sang Esther Ofarim die Lieder von "seelischer Ruhe", träumte sich in eine Welt "Somewhere over the rainbow" und sang das Publikum mit einem kubanschen Wiegenlied in eine andere Welt.
Sehnsucht klang aus allen Liedern dieses Abends, der so eine besonders eindringliche Atmosphäre hatte, dass Applaus schon störte zwischen den Liedern. Auch die Songs von Kurt Weill wie der "Alabama Song" klingen anders, wenn Esther Ofarim sie singt. Sehnsuchtsvoller und langsamer weinte sie hier fast den Mond an.
Jung geblieben ist die Wahlhamburgerin - nicht nur optisch, auch die Stimme, die nach oben so offen und rein ist, klingt jung - in den herbstmelancholischen Liedern wie dem "September Song" und den Songs von Leonard Cohen. Den Blues fühlt Esther Ofarim mit jedem Ton, den sie singt, und in jedem Takt ließ sie das Publikum spüren, wie sehr sie die Lieder dieses (leider recht kurzen Programms) mit dem Herzen singt.

Langer Atem

Ihr langer Atem trug Esther Ofarim durch die Lieder dieses innigen und sehr persönlichen Programms. Wie ein Vogel, der nach 25 Jahren wieder fliegen darf. Und mit diesen Chansons zu neuen Höhenflügen ansetzt. JG

www.esther-ofarim.de