<---back to the concert / zurück zum Konzert in Mainz

taken from main-spitze.de

Der Reiz der sanften Klage

Esther Ofarim mit bewegendem Anderthalb-Stunden-Programm in Mainz


"Like a bird on a wire": Esther Ofarim bei ihrem Auftritt im Frankfurter Hof in Mainz.
Foto: hbz / Sell

Vom 26.10.2007
 
Von

Jens Frederiksen

MAINZ Keine Fanfaren, kein Tusch. Nur von ein paar behutsamen Klavierläufen umspielt, huscht sie aus dem Off, nimmt den brausenden Auftrittsapplaus des Publikums eher erstaunt entgegen, ist insgesamt weit entfernt von allem Show-Glamour. Esther Ofarim auf Tournee-Stop in Mainz im ausverkauften Frankfurter Hof - das ist eine große Verbeugung vor der schlichten Schönheit des klassischen Liedes, verbunden mit einem allenfalls noch schüchternen Anknüpfen an den 35, 40 Jahre zurückliegenden Folklore-Ruhm.

Kein Abi Ofarim mehr da, der seine makellos zwitschernde Fee durch Flamencos und mazedonische Sieben-Achteltakt-Kühnheiten schicken würde. Schon die Besetzung der Begleitband mit Klavier, Geige und Kontrabass deutet darauf hin, dass Strenge und sparsame Veredelung angesagt sind. Wären die rot gefärbten Haare der Sängerin nicht - es gäbe zumindest in der ersten Hälfte des Abends keinen Hinweis darauf, dass der unbeschwerte Tanz, die bunte Globetrotterei dereinst Pate gestanden haben für diese Musik.

Die erste Hälfte des Programms gerät sehr elegisch, sehr getragen. Frau Ofarim beginnt mit einem nachtdunklen Liebeslied aus dem "All American Songbook", fügt eine todtraurige Interpretation von "Dirty Old Town" an, leitet mit Emphase und viel Sinn für Dramatik zu hebräischen Hirtenliedern über, um auch den Beatles-Song "She´s Leaving Home" zur sanften Klage umzuschmelzen. Lauter Drei-Minuten-Kompositionen sind das, von der Sängerin mit immer noch schöner, modulationsfähiger Stimme präsentiert. Die Zusammenstellung der Lieder freilich wirkt etwas eintönig - ein aufhellender Tupfer hätte zu diesem Zeitpunkt nicht geschadet.

Nach 45 Minuten kleiner Rückzug der Künstlerin zum Auffrischen. Das Begleittrio um Yoni Rechter, der für alle Arrangements des Abends verantwortlich zeichnet, spielt eine Jazz-Überleitung - dann ist die zarte Sängerin zurück, um ein wunderbar farbiges Finale hinzulegen. "Speak Low", eine Komposition aus Kurt Weills amerikanischen Jahren, gehört dazu, Leonard Cohens "Bird On A Wire", schließlich der "Moon Of Alabama" von Brecht/Weill und, sehnsüchtig erwartet, der Ofarim-Hit "Morning Of My Life" mit behutsamem Geigen-Intro anstelle der Flöte und einer nicht reizlosen Klavierbegleitung statt Gitarre.

Nur anderthalb Stunden, dann ist alles vorbei. Das Publikum geht trotzdem erfüllt nach Hause - es hat ein handverlesen schönes Konzert erlebt.


taken from main-spitze.de

<---back to the concert / zurück zum Konzert in Mainz

www.esther-ofarim.de