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Ewig glühende Leidenschaft
Von Sabine Rother 23.10.2007, 16:19
Aachen. Ist das inzwischen leuchtend rote Haar ein Zeichen für die Glut,
die noch immer in ihr brennt? «Vielleicht», denkt man vor dem Konzert. «Bestimmt»,
sagt man danach. Esther Ofarim in Aachen.
Die 66-jährige israelische Sängerin und
Schauspielerin, die in bedeutenden Produktionen - unter anderem von Peter Zadek
- mitwirkte, aber letztlich den meisten Konzertbesuchern (alle nicht mehr so
ganz jung) noch aus den 60er Jahren bekannt ist, gastierte im Rahmen der Reihe
«Voices» in der Mulde des Aachener Ludwig Forums,.
«Esther & Abi Ofarim», das waren Hits wie «Cinderalla Rockefella» oder
«Morning Of My Life», ein von den Bee Gees geschriebener Song, der in
Deutschland zum größten Erfolg des Duos wurde. In den 70er Jahren trennte sich
das Paar. Es wurde ruhig um Esther Ofarim, die sich ins Privatleben zurückzog.
Mit der Rückkehr aus New York 1987 bahnte sich allmählich eine neuer künstlerischer
Weg an. Zurzeit lebt Esther Ofarim in Hamburg und tourt mit einem
anspruchsvollen Programm aus Folk, Klassik, Musical-Titeln, traditionellen
israelischen Liedern und Jazzballaden. Yoni Rechter, musikalischer Leiter am
Klavier, ist ihr ein guter Berater.
Gute Arrangements
Zusammen mit Michail Paweletz (Violine) und Micha Kaplan (Bass) ist Rechter mehr
als ein Begleiter. Als Arrangeur hat er Ofarim die Titel des vielschichtigen
Programms buchstäblich auf den Leib geschrieben. In einer kleinen Pause stellt
er sich mit seinen Kollegen auch solistisch als empfindsamer Sänger und Jazzer
vor.
Esther Ofarim auf der Bühne - die für sie so typische leichte Neigung des
Kopfes, die dramatische und doch feine Gestik der Hände, das kleine Lächeln
sind noch da. Sie trägt ein samtig-dunkles Oberteil, einen edlen langer Rock,
nur hier und da gibt es ein winziges Glitzern: Eine elegante selbstbewusste
Frau, die sich in bescheidenster Form ihrer Wirkung bewusst ist.
Ihre unverwechselbare Stimme, die energiegeladen und mit langem Atem in höchste
Höhen schwingt, die weich und zärtlich, manchmal zerbrechlich, aber immer noch
messerscharf und metallisch den Raum durchschneiden kann, bannt das Publikum von
Beginn an.
Spannend ist der akrobatische Stilwechsel in der Titelfolge. Wie flehende Gebete
klingen hebräische Lieder auf, sehnsüchtige Erinnerungen leuchten dunkel,
kindlich leicht und hell ist der Hirtengesang, dann wieder kummervoll der Klang
aus den tiefsten Tiefen eines leidgeprüften Volkes.
Mit intelligentem Biss interpretiert sie einige Kurt Weill Songs, dann plötzlich
ein Beatles-Titel: «She´s Leaving Home», die bewegende Geschichte einer
Flucht aus muffiger Bürgerlichkeit. Da kann sie sehr ironisch werden, funkelt
der Blick. Sorgfältig ausgewählt sind die Jazzballaden. Hier lebt sie ihr
reifes Frausein mit großer Ehrlichkeit aus. Liebesschwüre, hingebungsvolle
Traurigkeit, bittersüße Gedanken - und dann mit Stolz und Kraft Dinah
Washingtons hinreißend, provokativer Song «Mad About The Boy» - das
Bekenntnis zu Leben und Leidenschaft.
Und immer beeindruckt die glasklare Sprech- und Gesangstechnik dieser Künstlerin.
Man versteht jedes Wort und erkennt, wie intensiv sie ihre Titel interpretiert.
Das Publikum lauscht und jubelt. Nach 75 Minuten die erste Zugabe: «Morning Of
My Life», zart und wehmütig, hat er nichts von seiner Brillanz eingebüßt.
Niemand will sie gehen lassen, doch nach dem wunderschönen demütig
vorgetragenen Brahms-Wiegenlied «Guten Abend, gut´ Nacht» in deutscher, hebräischer
und englischer Sprache hat jeder verstanden, dass man so ein Abschiedsgeschenk
still auf sich wirken lassen sollte.
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