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Ein Faible für
die leisen Töne
Liederabend: Esther Ofarim gibt am Wochenende im
St.-Pauli-Theater zwei Konzerte.
Von Klaus Witzeling
Hamburg - Ihre Songs waren nie
richtig rockig. Auch in den frühen, glamouröseren Pop-Jahren mit Duo-Partner
Abi waren Gesang und Musik für Esther Ofarim direkter Ausdruck von Gefühlen
und Gedanken - von Abschied, Liebe und Leid, Humor und Lebensfreude. Mit den
reiferen Jahren ist sie noch leiser geworden. "Ganz bewußt", wie die
Sängerin im Abendblatt-Gespräch deutlich macht. "Gegen den Zeitgeist des
Grellen, Lauten und immer noch Verrückteren."
Ihre Konzertauftritte sucht sie sorgfältig aus. Es waren nicht mehr als sieben
im letzten Jahr. Sie gastierte u. a. in Dessau, Prag und am Berliner Ensemble
("lief sehr gut und war rasend schnell ausverkauft"). Natürlich auch
in Tel Aviv, in ihrer Heimat Israel. Vor großen Hallen graut der Ofarim jetzt.
Sie bevorzugt kleinere Bühnen für ihre kammermusikalischen Konzerte.
Auch wenn bestimmte Songs wie "Dirty Old Town" oder hebräische
Volkslieder verläßlich auf dem Programmzettel stehen, gleichen sich ihre
Konzerte nicht. Frühere Hits gibt sie nur selten zum besten, überrascht lieber
mit Stücken, die sie für sich wieder entdeckt oder ganz neu ausgegraben hat.
Wie den "Song of the French Partisans" oder das Lied in der
Ladino-Sprache der sephardischen Juden. "Eine Mischung aus Hebräisch und
Spanisch." Zwei kleine neue Highlights unter anderen, die in den beiden
Konzerten am Kiez zu hören sind, wie auch ihre Version des Judy-Garland-Songs
"Somewhere Over the Rainbow": "Ich habe lange gezögert, mich
aber letztes Jahr dazu entschlossen."
Begleitet wird die Ofarim wieder vom Geiger Yoni Rechter und dem Pianisten
Michail Paweletz. "Ich bin ein treuer Mensch", bekennt sie. "Man
kann einander vertrauen, sich verlassen und braucht nicht mehr viel zu
reden." Ofarim verbiegt sich nicht für eine lukrative Marketing-Strategie
oder den momentanen Trend. "Ich bekam in Amerika mehrere Angebote, Musicals
zu machen." Auch zu einer Beatles-Hommage konnte sie bisher niemand überreden
- trotz ihrer hinreißenden, zugleich lyrischen und ironischen Interpretationen,
von denen auch welche im Konzert zu hören sind. "Aber das Publikum
erwartet doch auch meine Lieder", gibt sie zu bedenken. Treu ist die Ofarim
auch gegenüber ihren Fans.
Konzerte: 30. 1., 15.00, und 31. 1., 20.00, St.-Pauli-Theater,
Spielbudenplatz 29. Karten (20-28 Euro, erm. 19 Euro) an der Abendkasse unter
Tel. 47 11 06 66.
erschienen am 28. Januar 2005 in
Kultur / Medien
taken from abendblatt.de
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