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Immer
wieder spontane Bravo-Rufe
Die
israelische Sängerein Esther Ofarim überzeugte
auch nach dreißig Jahren wieder
Der
Name Esther Ofarim weckt bei einem ganz
speziellen Publikum ganz bestimmte, lange
zurückliegende Erinnerungen. Am Samstag
hatte dieses spezielle Publikum die Möglichkeit,
diese Erinnerungen wiederzubeleben: Esther
Ofarim gastierte in der Stadthalle Lahr
anlässlich einer Tournee durch
Deutschland nach mehr als 30 Jahren Pause.
autor:
hildegard braun |
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©
Hildegard Braun
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Esther
Ofarim verzauberte
mit ihrer Stimme.
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23.10.2007
- Lahr. Hört man die Namen Beatles,
Stones oder Joe Cocker, hat man als heute
Fünfzig- bis Siebzigjähriger ganz
bestimmte Lieder im Ohr. So geht es mit »Dirty
Old Town« oder »In The Morning Of My
Life« – Esther Ofarim und ihr damaliger
Ehemann Abi waren mit diesen Stücken in
Deutschland als Gesangsduo so erfolgreich,
dass deren Version Prägecharakter besaß.
Das Lahrer Publikum musste jedoch bis zur
Zugabe warten, bis solch vertraute Stücke
erklangen. Esther Ofarim wollte ganz
bewusst nach dieser langen Zeitspanne der
Konzertabstinenz in Deutschland auf eine
»Revival-Tournee« verzichten. Sie soll
gesagt haben, dass sie nun alt genug sei,
einen solchen Unsinn nicht mitzumachen.
Gut so – wer nun den Weg in die
Stadthalle gefunden hatte, wusste kaum,
was ihn dort erwartet. Man war höchstens
getragen von der Hoffnung, dass eine Sängerin
wie Esther Ofarim sich wohl kaum vor ein
Publikum stellt, wenn sie deren
Erwartungen nicht befriedigen kann.
Sie konnte. Und wie. Ihre Klasse zeigte
sie zuerst in der Auswahl ihrer kleinen
Begleitgruppe. Yoni Rechter, Komponist und
Arrangeur der Stücke des 75-minütigen
Konzertes, zeitweise Gesangspartner und
vor allem exzellenter Pianist, war neben
dem Geiger Michail Paweletz und dem
Kontrabassisten Michel Kaplan permanenter,
musikalischer Bestandteil.
Einem vierblättrigen Kleeblatt gleich,
mit unterschiedlich großen Anteilen, die
sich ständig veränderten, musizierte
dieses Ensemble auf höchstem Niveau voll
Transparenz und Klarheit. So wurde das
Konzert eröffnet, so blieb es und so
endete es. Esther Ofarim hatte sich für
eine große Anzahl hebräisch gesungener
Lieder entschieden, die alle mit viel
Wehmut und Melancholie die Stadthalle anfüllten.
Der Flügel gab in der Regel den
musikalischen Körper vor, den Esther mit
ihrer einmalig klingenden Stimme ohne Mühe
ausfüllte. Geige und/oder Kontrabass
waren wie Gewürz oder unverzichtbare
Duftnoten.
Ohne große Gestik
Ohne große Gestik, einfach und schlicht,
mit bloßer Qualität, sang Esther Ofarim
mit einer Stimme, so glitzernd wie klares
Quellwasser – vor allem in ihren hebräischen
Liedern blitzte immer wieder die leicht
rauchige, typische Ofarimsche Klangfarbe
durch, die durchaus den Vergleich der
weinenden, klagenden Klarinette der
Klezmermusik standhält.
Französische Liebeslieder gehörten
ebenso zum Repertoire wie Ausflüge zum
Swing und Zigeunerjazz oder Coverversionen
wie »She« (Beatles), das Esther Ofarim
einfach göttlich vorstellte. Sie hauchte
diesem Lied Sinn und Verständnis ein.
Bravorufe mitten in einem Lied sind
hierzulande nicht unbedingt üblich, aber
Esther Ofarim hatte das Glück des nicht
mehr ganz jungen und (deshalb vielleicht)
mutigen Publikums, das der Sängerin immer
wieder spontan mit Dankbarkeit huldigte.
Zwar gingen reihum enttäuschte Blicke
nach nur 75 Minuten zur Armbanduhr, aber
dann kam es eben noch: „In the Morning
Of My Life....!« Und – »Guten Abend,
gute Nacht«, ein fast 200 Jahre altes
Lied, das Brahms später vertonte, hallte
als Schlusslied bei vielen Besuchern noch
eine zeitlang nach. |
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