Balladen-Abend mit Esther
Ofarim in der Alten Oper Frankfurt
Gerd Döring
Esther Zaied gehörte in den frühen Fernsehjahren unserer Republik zu den erfolgreichsten Schlagersängerinnen. Nie gehört den Namen? Ende der sechziger Jahre war die junge Israeli in kürzester Zeit zu einem Weltstar geworden. Gemeinsam mit ihrem Mann Abi Reichstatt ersang sie sich mit Liedern wie "Cinderella Rockafella" oder "Morning of my life" ein Millionenpublikum. Ein Erfolg, der sich vor allem der markanten Stimme der Sängerin verdankte. Die Ofarims, so der Künstlername des Paares, hatten ein ebenso breites wie populäres Repertoire: Volkslieder aus Israel und Gospelsongs, Schlagermelodien, aber auch Songs von den Beatles und Leonard Cohen.
Auch heute noch verfügt die Sängerin über diesen glockenhellen, klaren Ton, immer noch singt sie ihre Lieder aus bis zur letzten Note, sicher und selbstbewusst, mit einem hellen Sopran, der seine Grenzen hat, aber nie flach wird.
"Wenn man beim Singen nicht fliegen kann", so die Sängerin einmal, "ist das nicht Singen. Man muss sich vom Atem tragen lassen." Unprätentiös und schlicht in einer grauen Robe mit schwarzer Samtjacke steht sie jetzt auf der Bühne der Alten Oper Frankfurt. Der große Saal ist nicht ausverkauft, aber ansehnlich gefüllt. Es sind nicht wenige, die der Sängerin die Treue gehalten haben, auch wenn die sich vor langen Jahren aus dem Showgeschäft zurückgezogen hat.
"Ein Abend", so der schlichte Titel ihres Comebacks, ist ein Liedprogramm, das sich an den Stärken der Sängerin orientiert und ihrer Vorliebe für Folkmelodien und Balladen. Viele hebräische Volkslieder, Musicalsongs und ein kleines bisschen Showglamour. Auf das schlichte hebräische "Ve` ulai" folgt das pompöse "Over the rainbow", der kesse "Alabama Song" von Kurt Weill steht neben dem sanften "Adio querida", einem Lied der sephardischen Juden. Natürlich singt sie einen Cohen-Song ("Bird on the wire") und mit Noel Cowards "Mad about the boy" schließt sie ihre Songreise.
Seit vielen Jahren arbeitet sie mit Yoni Rechter zusammen, der auch in Frankfurt am Flügel sitzt. Begleitet wird ihr Gesang nur von Klavier, Geige (Michail Paweletz) und Sopran- und Tenorsaxophon (Eli Degibri). Faszinierend, wie kräftig und ungestüm sie den Abend beginnt mit englischen und schottischen Balladen. Hier hat sie ihre stärksten Momente. Ein wenig überarrangiert wirkt manches, was folgt. Zu oft doppelt die Geige die Lieder, setzt auch das Saxophon die nämlichen Ausrufezeichen.
Ganz zu Hause ist Esther Ofarim dort, wo sie auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten einsetzen kann: mit ironischem Zungenschlag in "She´s leaving home" oder mit kesser Lippe in den Weill-Songs.
taken
from allgemeine-zeitung.de
back
to the concert
www.esther-ofarim.de