Frankfurter Neue Presse
Printausgabe vom 01.02.2005

Zarte Grüße einer zierlichen Gestalt

Von Walter Fischer

Zwei Jahre nach ihrem überraschenden Comeback-Konzert kehrte Esther Ofarim in die Alte Oper Frankfurt zurück.

Schüchtern wirkt Esther Ofarim, fast unsicher, als sie die Bühne betritt, und man merkt: Das sind nicht mehr die Bretter, die ihr die Welt bedeuten. Fünfzehn Jahre ist es her, dass sie sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und in Hamburg ein Leben mit neuen Prioritäten eingerichtet hat – ein Privatleben, ein Familienleben. Vor zwei Jahren hatte sie ihr Comeback mit traditionellen israelischen und englischen Liedern, Musicalsongs, Balladen und Stücken der Klassik. Am Repertoire hat sich seither nicht viel geändert, und es sind auch dieselben Musiker, die sie auf ihrer jetzigen Tournee begleiten.

Rechts von Esther Ofarim sitzt Yoni Rechter am Flügel, links Michael Paweletz an der Geige und Eli Degibri am Saxofon. Die Musiker spielen solide, instrumentale Kabinettstückchen sind an diesem Abend nicht gefragt. Das Publikum möchte die kleine Frau mit der großen Stimme hören, und diese Stimme vermag noch immer zu begeistern. «Wally, Wally», ein altes schottisches Lied, gibt die Richtung vor: Liebe und Enttäuschung, Sehnsucht und Unterwegssein. Es ist ein Abend in Moll, fast ausschließlich mit Liedern jüdischer Komponisten. Paul McCartney bildet eine Ausnahme. Sein schön sentimentales «She’s Leaving Home» zählt zu den Paradestücken der Künstlerin. Die zweite Ausnahme machen die Bee Gees, die mit «Morning Of My Life» den größten Hit für Abi und Esther Ofarim geschrieben haben. Natürlich erreicht Ofarim in den Höhen nicht mehr die Leichtigkeit ihrer frühen Jahre, was aber ganz normal ist. Beim «Alabama-Song» von Kurt Weill, schön interpretiert, fehlt ihr indes die Authentizität. In der dämonischen Interpretation eines Jim Morrison wirkt die verzweifelte Suche nach der nächsten Whisky-Bar doch glaubhafter. Der «Gruß» von Felix Mendelssohn-Bartholdy beschloss das Konzert. «Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute . . .». Esther Ofarim sang hier zunächst hebräisch, dann deutsch. Ein vielleicht unbewusstes Detail der Völkerverständigung.

taken from rhein-main.net

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www.esther-ofarim.de