<- back
to the concert
taken from Frankfurter
Neue Presse, 24.03.03
Die zarte Stimme entflieht dem zierlichen Körper
von Walter Fischer
In der Alten Oper Frankfurt war Esther Ofarims grandiose Rückkehr auf die Bühne
zu erleben. Dreizehn Jahre lang war es still um Esther Ofarim, auf deutschen Bühnen
war sie nicht zu sehen, als "Schlagersängerin" war sie nicht glücklich.
Jetzt hat sie sich zurückgemeldet, unspektakulär und bravourös. Da steht eine
kleine, zierliche Frau, die bescheiden, fast schüchtern wirkt und ihr Publikum
dennoch begeistert.
Womit eigentlich? Keine großen Gesten, keine Posen, keine Show und keine
Choreografie gibt es zu sehen. Denn Esther Ofarim ist zum Singen gekommen, nur
zum Singen. Äußerst sparsam setzt sie Arme und Hände ein, auch die Mimik ist
auf das Wesentlichste reduziert. Das ist wohltuend in einer Zeit, da
Fernsehsender Deutschlands vermeintlichen "Superstar" suchen. Glasklar
und glockenrein ist Esther Ofarims Stimme, ob sie nun einen Titel mit zartem
Vibrato dahinhaucht oder voluminös und kraftvoll in den Saal schmettert.
Traditionelle israelische Lieder nehmen den Großteil des Programms ein, aber
auch einige Klassiker der populären Musik finden sich im Repertoire:
"She's leaving home" von den "Beatles" oder einer der schönsten
Songs von Leonard Cohen, "Bird on the wire".
Auch den "Alabama-Song" von Kurt Weill und Bertolt Brecht hat sie im
Programm und singt ihn wunderbar, wenngleich man Jim Morrison von den
"Doors" die größere Authentizität zubilligt, was die verzweifelte
Suche nach der nächsten Whisky-Bar betrifft. Ähnliches gilt für das irische
Trinklied "Dirty old town" – es passt doch besser zu bärtigen
Barden. Mit neunzig Minuten inklusive Zugaben war Ofarims Auftritt etwas knapp
bemessen. Doch innerhalb dieser eineinhalb Stunden war jeder Augenblick ein
Genuss.
taken from Frankfurter
Neue Presse
www.esther-ofarim.de