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St. Pauli Theater

Große Gala zur Eröffnung der Jubiläumsspielzeit

Redakteur

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Große Gala zur Eröffnung der Jubiläumsspielzeit

Seit 20 Jahren leiten Thomas Collien und Ulrich Waller gemeinsam das St. Pauli Theater. Die Jubiläumsgala wurde mit Stars wie Esther Ofarim, Hannelore Hoger, Christian Redl und Tim Fischer zu einem unterhaltsamen Aus- und Rückblick.

Wenn Gerhard Garbers und Peter Franke in Ewerführerkluft Hamburger Gassenhauer der Gebrüder Wolf aus den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts anstimmen, diesmal „Snuten un Poten“ und „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“, dann stimmen auf der Bühne im St. Pauli Theater nicht nur die Töne und die Kostüme. Dann stimmen auch der Aufführungsort am Spielbudenplatz, das Plattdeutsche, der Humor und die Stimmung im Saal. Mit diesem Stück zogen vor 20 Jahren neben den beiden Interpreten und einigen Musikern auch Intendant Ulrich Waller, Schauspieler Ulrich Tukur und viele weitere prominente Kollegen aus den Kammerspielen ans St. Pauli Theater. Wallers Stück über die jüdischen Brüder Isaakson, die vor dem ersten Weltkrieg nicht unter ihrem richtigen Namen auftreten konnten und als Gebrüder Wolf Karriere machten, war ein vom Intendanten Thomas Collien eingeladenes Pilotprojekt, aus dem bald mehr werden sollte.

 


Seit 20 Jahren leiten Thomas Collien und Ulrich Waller gemeinsam das St. Pauli Theater. Die Jubiläumsgala wurde mit Stars wie Esther Ofarim, Hannelore Hoger, Christian Redl und Tim Fischer zu einem unterhaltsamen Aus- und Rückblick.


Wenn Gerhard Garbers und Peter Franke in Ewerführerkluft Hamburger Gassenhauer der Gebrüder Wolf aus den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts anstimmen, diesmal „Snuten un Poten“ und „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“, dann stimmen auf der Bühne im St. Pauli Theater nicht nur die Töne und die Kostüme. Dann stimmen auch der Aufführungsort am Spielbudenplatz, das Plattdeutsche, der Humor und die Stimmung im Saal. Mit diesem Stück zogen vor 20 Jahren neben den beiden Interpreten und einigen Musikern auch Intendant Ulrich Waller, Schauspieler Ulrich Tukur und viele weitere prominente Kollegen aus den Kammerspielen ans St. Pauli Theater. Wallers Stück über die jüdischen Brüder Isaakson, die vor dem ersten Weltkrieg nicht unter ihrem richtigen Namen auftreten konnten und als Gebrüder Wolf Karriere machten, war ein vom Intendanten Thomas Collien eingeladenes Pilotprojekt, aus dem bald mehr werden sollte.


Vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft


Denn Ulrich Waller suchte wegen Unstimmigkeiten mit dem Besitzer der Kammerspiele, dem Unternehmer und ehemaligen HSV-Präsidenten Jürgen Huhnke, nach acht Jahren Intendanz in der Hartungstraße nach einem neuen Haus für seine Produktionen – und Thomas Collien krempelte sein bis dahin als Gastspielhaus erfolgreiches Theater komplett um. Fortan leitete er das Haus in einer Doppelintendanz mit Waller. Beide sind bekennende Fans des FC St. Pauli. Das Ziel „Clevere Unterhaltung auf dem Kiez“ wurde erfolgreich angepeilt. Große Regisseure wie Peter Zadek und Wilfried Minks inszenierten in den Folgejahren ihre letzten großen Abende. Zudem gab es weiterhin Konzertabende, unter anderem mit Esther Ofarim. Auch sie trat, wie Franke und Garbers von Matthias Stötzel am Flügel begleitet, mit zwei bewegenden Liedern auf: „Bird on a Wire“ und „Leila, leila“ auf Hebräisch, das sie bereits in den 40er-Jahren in Israel im Kindergarten sang. Ein Konzert für das Frühjahr 2024 ist in Vorbereitung.

Da die Spielzeit-Eröffnungsgala traditionell ein Ausblick auf die kommende Saison ist, verwies auch der Auftritt von Peter Franke auf den Spielplan, allerdings auf den des gleichfalls vom Duo Collien und Waller 2013 wiederbelebten Hansa-Theaters. Dort gibt es weitere Aufführungen des Musicals „Cabaret“ von John Kander und Joe Masteroff, in dem Franke den Gemüsehändler Schulz spielt. Tim Fischer ist als Conférencier Dreh- und Angelpunkt des Stückes. Auch Fischer trat bei der Gala auf, um Collien und Waller zur Porzellanhochzeit zu gratulieren und um auf seinen Abend mit Liedern von Georg Kreisler im November hinzuweisen nach „Willkommen, bienvenu, welcome“ erklangen daher Kreisler-Perlien wie „Das Tigerfest“ und „Mein Weib will mich verlassen“.


Reeder und Kaufleute als Rettungsanker vor der staatlichen Förderung

Collien und Waller, die sich selbst launig als „Pat und Patachon, Tim und Struppi, die Kessler-Zwillinge, Dick und Doof – oder einfach Das ungleiche Paar“ bezeichneten und erfreulich stringent den gelungenen Abend moderierten, gelang die Gratwanderung aus Rückblick und Ausblick – mit eingestreuten Anekdoten. Thomas Collien, der sich aus der Geschäftsführung zurückgezogen hat und nur noch als Gesellschafter tätig ist, erinnerte an Meilensteine der vergangenen 20 Jahre und daran, wie es gelang, von der Stadt in die Reihe der geförderten, produzierenden Privattheater aufgenommen zu werden. Collien, der das Theatergebäude erworben hat und es 2016 denkmalgerecht renovieren ließ, dankte in seinem Rückblick Hamburger Kaufleuten und Reedern, die mehrfach halfen, das Haus über die Runden zu bringen, bevor es in die staatliche Förderung aufgenommen wurde. Bis heute steht dem St. Pauli Theater ein Freundeskreis zur Seite, gegründet und geleitet von Privatbankier Claus G. Budelmann. Weitere Unterstützung wird den Programmen durch die Hapag Lloyd Stiftung und die Bodo Röhr Stiftung zuteil.

Ein weiterer gefeierter Programmpunkt im ersten Teil des Abends war die Lesung der Erzählung „Die Beleuchter“ von Kurt Tucholsky durch Hannelore Hoger. Sie wird am 17. November, begleitet von Siegfried Gerlich am Klavier, aus einer Anthologie von Sybille Berg lesen: „Ich dachte, es sei Liebe – Abschiedsbriefe von Frauen“. Kabarettist Matthias Deutschmann zeigte sich in Höchstform. Auf einer Tour de Force durch die deutsche Kabarett-Geschichte von den Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur heutigen Politik in Deutschland: „Alle haben Angst vor der AfD, die gar nichts macht. Das macht alles die Ampel. So stehen wir davor und starren auf die Ampel, auf der Rot, Gelb und Grün gleichzeitig flackern. Wenn sie dann aus ist, gilt wieder rechts vor links.“


Kabarettist Horst Schroth wird „Ehrenlotse“ des St. Pauli Theaters

Zum Abschluss des ersten Teils stellte Stefan Gwildis den Titelsong aus seinem neuen Album „Bunt!“ vor und steigerte sich dann in der Vorausschau auf seinen Wolfgang-Borchert-Abend „Pack das Leben bei den Haaren“ mit dem Song „Ich bin der Nebel“, der ans St. Pauli Theater zurückkehren wird. Nach der Pause wurde dem Kabarettisten Horst Schroth, der ebenfalls bereits an den Kammerspielen mit Ulrich Waller zusammengearbeitet hat, mittels einer Lotsenmütze die „Ehrenlotsenwürde“ verliehen. Filmausschnitte erinnerten an frühe Programme Schroths.

Es folgte ein erster, sehr komischer Ausschnitt aus dem dritten deutsch-italienischen Theaterprojekt „Das Paradies ist immer woanders“ von Ulrich Waller, Dania Hohmann und Matteo Marsan nach Aufzeichungen von Peter Schneider, das in den 70er-Jahren spielt – als deutsche Linke nach Italien reisten, um die Revolution zu studieren. In der Spielszene mit Matteo Marsan, Daniela Morozzi, Ilona Schulz und Nadja Petri machten sich allerdings auch zwei SED-Genossinnen aus Ost-Berlin nach Italien auf, um den Verfechtern des „Dritten Wegs“ nach Willy Brandt und Olof Palme im Auftrag Erich Honeckers die Leviten zu lesen. Das Stück soll nach der erfolgreichen Uraufführung in San Gusmè in der Toscana im Herbst auch im St. Pauli Theater laufen.


„Lust auf St. Pauli“ – Höhepunkte aus Franz Wittenbrinks Kiez-Trilogie

Die Sängerin und Schauspielerin Anneke Schwabe, aktuell als Sally Bowles in „Cabaret“ und als Polly in der „Dreigroschenoper“ in zwei Produktionen des St. Pauli Theaters zu sehen, trug einen starken „Kanonensong“ vor. Auch die Dreigroschenoper steht wieder im Spielplan. Thomas Collien und Ulrich Waller erklärten im Gespräch mit dieser Zeitung, die geringe Zahl von Premieren in der kommenden Spielzeit mit einer „gewissen Vorsicht vor Corona“. Schließlich seien die staatlichen Förderungen gerade erst in diesem Jahr ausgelaufen und möglicherweise stehe eine neue Corona-Welle bevor. Daher seien die noch nicht abgespielten, erfolgreichen Produktionen der vergangenen Saison üppiger im Spielplan vertreten.

Christian Redl wird am 23. November aus seinem im Frühjahr erschienenen Buch „Das Leben hat kein Geländer“ (Westend) lesen. Bei der Gala trug er eine schonungslos offene Episode aus seiner Zusammenarbeit mit Schauspiel-Legende Ulrich Wildgruber am Schauspielhaus vor – mit dem er eine gemeinsame Geliebte hatte, lange, ohne es zu wissen. Geliebte spielen auch in der neuen Produktion von Franz Wittenbrink am St. Pauli Theater eine Rolle. Der Abend mit dem Titel „Lust auf St. Pauli“ versammelt Höhepunkte aus den Liederabenden „Lust“, „Ricky“ und „Nachttankstelle“. Holger Dexne singspielte mit dem „Gurkenhobelsong“, begleitet von Wittenbrink am Flügel eine köstliche Kostprobe.


Faszinierendes Finale mit Gustav Peter Wöhler und Band

Johanna Gehlen und Sebastian Bezzel lasen Kurzprosa von Erich Kästner. Beide werden in der kommenden Saison wieder auf der Bühne am Spielbudenplatz stehen. Gehlen wird im Februar 2024 im neuen Stück von Yasmina Reza spielen, Bezzel wird im Januar 2024 gemeinsam mit Stephan Grossmann und Nadja Petri in der Neuproduktion „1:22 h bis zum Ende“ auftreten. Das Finale der Gala bestritt Gustav Peter Wöhler (aktuell Jonathan Peachum in der „Dreigrochenoper“ mit Band und eigenwilligen, amüsanten Fassungen von „Eye in the Sky“ vom Alan Parsons Project, „Carrickfergus“ aus Nordirland und „Moonshadow“ von Cat Stevens alias Yusuf. 

 

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