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»Toda raba« an Esther Ofarim

Die Sängerin bezauberte als Stargast beim Jubiläumskonzert »110 Jahre jüdischer Nationalfonds« im Stadttheater.

Esther Ofarim in Giessen 2011 - foto (c) by giessener-allgemeine.de

Esther Ofarim hat beides: Persönlichkeit und Stimme.

Manchmal ist etwas Kleines etwas ganz Großes. Und manchmal genügt schon eine knappe halbe Stunde Gesang, damit ein Konzertabend zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Das können alle bestätigen, die am Mittwochabend im Stadttheater den Auftritt von Esther Ofarim miterlebten. Die legendäre Sängerin gab dort zum 110-jährigen Bestehen des jüdischen Nationalfonds eine kleine Kostprobe aus ihrem aktuellen Programm »I'll see you in my dreams«.

Zuvor allerdings traten die beiden Chöre FaMiLa aus Tel Aviv und Kochav Ya'ir auf. Und auch diverse Grußworte wurden gehalten, sodass der Auftritt Ofarims erst deutlich nach 21 Uhr begann. Doch das durch die stimmungsvollen Auftritte der beiden Chöre versüßte Warten hatte sich gelohnt. Ofarim, die mit ihrem weißen Mantelkleid und den feuerroten Haaren auf der schwarzen Bühne zerbrechlich und zart wirkte, verzauberte ihr Publikum von der ersten Note an. Von Yoni Rechter, der in seinem Heimatland Israel als Musiker, Komponist und Arrangeur selbst Starstatus hat, am Flügel begleitet, sang sie auf Hebräisch, Deutsch und Englisch. »Yesterday« von den Beatles, Erich Ferstls »Kinderspiele« nach einem Text von Heinrich Heine oder »She's lea-ving home« aus der Feder von John Lennon und Paul McCartney interpretierte sie mit ihrer unverwechselbaren Stimme. Den Kopf leicht schief gelegt und mit scheuem Augenaufschlag trug sie ihre Lieder vor. Da durfte natürlich auch nicht das bekannte »Hallelujah« fehlen, mit dem
Israel 1979 den Grand Prix de la Chanson gewonnen hatte.

Nach einer knappen halben Stunde sollte dann schon wieder alles vorbei sein, doch das begeisterte Publikum wollte Esther Ofarim nicht einfach so ziehen lassen. Das Frühlingslied »Leise zieht durch mein Gemüt«, ein sephardisches Abschiedslied und »Guten Abend, gute Nacht« auf Deutsch, Hebräisch und Englisch machten dann aber als Zugaben klar, dass man mehr an diesem Abend von Ofarim nicht mehr hören würde. Schade, aber dennoch »Toda raba« (»Vielen Dank«) für diesen bemerkenswert schönen Auftritt.

Mit israelischem und internationalem Liedgut hatten zuvor die beiden Chöre FaMiLa unter der energischen Leitung von Ahuva Vyments und der Chor Kochav Ya'ir (Leitung: Barak Oded) den Großteil des Abends bestritten. Während auf einer die Bühnenrückseite füllenden Leinwand Luftbildfilmaufnahmen von Israel Fernweh weckten, erklangen Melodien von großer Schönheit. Ein Medley rund um das Thema Frieden, Gospels und natürlich der Grand-Prix-Hit »Hallelujah« machten den Auftritt von Kochav Ya'ir zum Erlebnis. Auch wenn die einzelnen Stimmen nicht perfekt waren - im Zusammenklang sind sie von besonderer, warmherziger Strahlkraft. Perfektionistischer wirkten die Sängerinnen und Sänger von FaMiLa, die sich der europäischen und israelischen Musik verschrieben haben. Ihr »Italian Salad« von Richard Genee etwa, in dem der Chor mit Solotenor Daniel Dadoun Vortragsanweisungen wie »piano«, »fortissimo« oder »pizzicato« zur unterhaltsamen Opernparodie verband, kam beim Publikum bestens an.

Natürlich durften Grußworte bei diesem Jubiläumskonzert, das Gerd Buurmann launig moderierte, nicht fehlen. Der deutsche Botschafter in Israel, Harald Kindermann (der im Übrigen in Gießen in den Siebziger-Jahren als wissenschaftlicher Assistent am Rechtinstitut der JLU tätig war), und Israels Gesandter in Berlin, Emmanuel Nahshon, betonten die heute verlässliche Freundschaft zwischen Deutschen und Israelis und das wichtige Umweltengagement des jüdischen Nationalfonds, dessen Geschichte und Aufgaben Präsidiumsmitglied Amnon Orbach kurz vorstellte. Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz als Schirmherrin des Abends erinnerte daran, dass das auch mithilfe jüdischer Mitbürger wie Siegmund Heichelheim 1907 errichtete Stadttheater als Veranstaltungsort für dieses besondere Konzert wie geschaffen sei. Karola Schepp

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www.esther-ofarim.de