The
wind is blowing...
Esther Ofarim im Konzertsaal des Schlosses
Kiel
Ein sonniger, windiger Tag in Kiel. Gediegenes Bildungsbürgertum im Foyer.
Ein sich modern gebender Konzertsaal, der aber mit seinen leicht zerschlissenen, durchgesessenen Fauteuils
nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass er in die Jahre gekommen ist. Vergangene Pracht. Dazu noch im Querformat.
Für jeden Künstler eine Herausforderung.
Um es vorweg zu nehmen: sie wird diese und andere Herausforderungen bravourös meistern.
Esther Ofarim, alterslos, fast jugendlich, betritt die Bühne und singt. Chansons, Volkslieder,
Broadway-Songs, Cohen, die Beatles, Brecht und Weill. Wer außer sie kann sich das erlauben?
Immer authentisch, immer stilsicher von einem Genre in das nächste wechselnd.
Die Stimme in allen Lagen in Bestform.
Sie wird getragen von einer dezenten, kammermusikalischen Band. Jeder ein Meister an seinem Instrument.
Am Klavier ihr langjähriger Freund und Begleiter Yoni Rechter. Ein Könner aus Israel.
Das Publikum erkennt die Qualität schnell und bedankt sich für jedes Lied mit lang anhaltendem begeistertem Applaus.
Dabei macht es die Tontechnik dem überwiegend betagten Publikum nicht leicht.
Die Saallautstärke bewegt sich an der unteren Grenze.
Das zwingt zum konzentrierten Zuhören, strengt aber auch an. Auch diese Schwierigkeit meistert die Sängerin bravourös.
Das Publikum übrigens auch.
Und dann für alle eine große Überraschung: Avi Avital ! Mit seiner Mandoline wird er
Esther Ofarim bei 6 Liedern begleiten, sie zu noch höheren stimmlichen Höhenflügen motivieren.
Esther strahlt, das Publikum ist mehr als erfreut. Avital genießt mit seiner Kollegin den donnernden Applaus. Küsschen.
Den Schluss des Abends gestaltet sie wieder allein. Ihre großartigen
Interpretationen von Cohens
„Bird on a wire“ und Cowards „Mad about the boy“ erwarten die Fans
sehnsüchtig.
Stehende Ovationen entlocken ihr noch ihre größten Hits von damals - ihrem
Publikum zu Liebe.
Zarter, nein zärtlicher Abschied mit Mendelssohn-Bartholdys „Gruß“.
Ein beglückender Konzertabend.
C.W.
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