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Sonntag, 18. September 2011 

Esther Ofarim

Vom Wind, der über die Gräben pfeift

Von Ralf Johnen, 18.09.11, 18:07h, aktualisiert 18.09.11, 18:15h

Esther Ofarim zeigte bei ihrem Konzert in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums, dass sie nichts verlernt hat. Schon beim dritten Song folgte der erste Höhepunkt: „Hallelujah“ von Leonard Cohen.

Esther Ofarim (Bild: rjo)
 
Esther Ofarim (Bild: rjo)
Sankt Augustin - „Ich war schon lange nicht mehr in der Schule“, sagt Esther Ofarim zur Begrüßung ihres Publikums. „Aber ist es schön dort. Man kann jeden Tag etwas lernen.“ Dann lässt sie in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums hören, dass sie selbst nichts verlernt hat. Leise und ohne viel Bewegung beginnt die 70 Jahre alte Künstlerin mit ihrem Repertoire. Schon beim dritten Song folgt der erste Höhepunkt: „Hallelujah“ von Leonard Cohen.

Die Israelin Ofarim ist eigens aus ihrem Wohnort Hamburg angereist, um das Konzert in Sankt Augustin zu geben. Ein lange gehegter Traum von Kulturamtsleiter Bert Stroß ist damit Erfüllung gegangen. Zudem sind zwei ihrer Musiker sind aus Berlin gekommen, der musikalische Leiter Yoni Rechter hat sogar den Weg von Tel Aviv auf sich genommen, um an diesem besonderen Abend mitwirken zu können. Ein beträchtlicher Aufwand für ein Konzert in Sankt Augustin – zumal die Band einen zusätzlichen Tag einplanen musste, um sich vorzubereiten. Die Mühen haben gelohnt: Ofarim erfreut das festlich gekleidete Publikum im besten Sinne einer Interpretin, die zwar nicht selbst komponiert, aber die über eine Stimme verfügt, die bewegend ist, und die eine Raum füllende Präsenz besitzt. Das genügt ihr. Auf viele Worte, auf große Gesten, auf ausladende Tanzeinlagen oder sonstiges Show-Gehabe verzichtet Ofarim. Die Musik und sie selbst, das ist was zählt an diesem Abend.

Dabei ist das Repertoire durchaus vielseitig. Es reicht von romantischen Liedern Heines und den Kompositionen Kurt Weills bis hin zu israelischem Liedgut und ausgesuchten Klassikern des Pop: Die Beatles mit „She's leaving home“ oder Randy Newman („Germany before the war“). Immer wieder aber kommt Ofarim auf Cohen zurück. „The Partisan“ stammt zwar nicht aus der Feder des Kanadiers, doch hat dieser dem französischen Widerstandslied aus dem Zweiten Weltkrieg auf seinem Album „Songs from a room“ zu andauerndem Ruhm verholfen.

„The Partisan“ ist der Höhepunkt des Konzerts, denn Esther Ofarim verliert bei der Interpretation ihre Zurückhaltung. Sie entwickelt eine nicht zu übersehende Wut, während sie vom Wind singt, der über die Gräberfelder pfeift. Mit ihren zierlichen Beinen stampft sie geradezu auf der Bühne auf. Die Empörung über die gewaltsame Vergangenheit, sie darf auch an diesem Abend anklingen. Vor allem, da viele Mitglieder des Freundeskreis Mewasseret-Zion im Publikum sitzen. Ein schöner Auftritt von einem Niveau, auf dessen erneutes Erreichen das örtliche Publikum vielleicht lange wird warten müssen.

 

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www.esther-ofarim.de