Esther Ofarim - Concert Nuernberg 2003 - picture taken by Draminski  - nn-online.de
Esther Ofarim - Concert Nuernberg 2003 - picture taken by Draminski - nn-online.de

Chansons mit zeitlosem Charme
Lang erwartetes Wiederhören: Esther Ofarim gab im Nürnberger Opernhaus ein umjubeltes Konzert
  
Esther Ofarim ist einer der letzten großen Stars des Chansons. Eine Sängerin mit unendlich viel Charisma, die einen ganzen Saal binnen weniger Sekunden für sich einnehmen kann. Ein Kunststück, das ihr auch bei ihrem Auftritt im Nürnberger Opernhaus gelang.

Wenn ein Konzert mit Verzögerung beginnt, weil sich der Applaus nicht legen will, bevor noch der erste Ton erklungen ist, spricht das auf jeden Fall für die Popularität eines Künstlers. Bei Esther Ofarim, der Brückenbauerin und unermüdlichen Aktivistin für die Völkerverständigung mischen sich auch noch laute „Schalom"-Rufe in den Willkommensbeifall.

Dennoch bleibt das Programm relativ unpolitisch, reiht sich Esther Ofarim nicht in die (ohnehin gut gefüllten) Reihen derer ein, die ihre Auftritte zu Statements gegen den Krieg im Irak nutzen. Esthers Botschaft ist subtiler, bricht eine Lanze für Frieden und Verständigung, ohne permanent mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen.

Stattdessen setzt die zerbrechlich wirkende Sängerin mit der riesengroßen Vier-Oktaven-Stimme ganz auf Stimmungen und Gefühle, serviert melancholische hebräische Lieder, trauert ganz leise in fein gestuften chromatischen Skalen und bringt so bei ihren Zuhörern jene Saiten zum Schwingen, die in der Hektik des täglichen Lebens meist vergessen werden.

Keine Nummer, kein Song, der nicht in beinahe Kunstlied-artiger Manier hinterfragt, reflektiert und vielfach gebrochen wird. Da singt Esther Ofarim beispielsweise den alten Folk-Schlager von der „Dirty old Town" und lässt keinen Zweifel daran, dass sie mit dieser „Schmutzigen alten Stadt" eigentlich unsere Gesellschaft und ihre sozialen Schwächen meint.

Mit Fingerspitzengefühl

Verpackt werden diese universell gültigen Botschaften in kammermusikalisch unaufdringliche Arrangements, deren Umsetzung bei dem Pianisten und Komponisten Yoni Rechter, dem Geiger Michail Paweletz und dem Saxofonisten Eli Degibri in guten Händen liegt: Dieses Trio hat den Jazz ebenso verinnerlicht, wie die Prinzipien klassischen Ensemblespiels — mit mehr Fingerspitzengefühl kann man eine Ausnahmekünstlerin wie Esther Ofarim eigentlich nicht begleiten. Das reicht von den alten Hits „Cinderella Rockefella“ und „Morning of my Life“ bis hin zur Beatles-Nummer „She’s Leaving Home“.

I-Tüpfelchen sind Yoni Rechters aparte Eigenkompositionen, die einen Eindruck vom Pop-Verständnis im Israel von heute geben. Musik von zeitloser Qualität und großem Charme. Mithin das richtige Material für das Phänomen Esther Ofarim. HANS VON DRAMINSKI

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www.esther-ofarim.de