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Esther Ofarim - picture © nn-online.de

Mit Pathos, Charme und Koketterie
Vom Ohr direkt ins Herz: Esther Ofarim gastierte im Nürnberger Opernhaus
  taken from nn-online.de (Nürnberger Nachrichten)
Bei jeder anderen Sängerin würde ein solcher Programm-Eintopf wohl irritiertes Kopfschütteln auslösen: Folksongs, Volks- und Wiegenlieder, gemischt mit einer kräftigen Portion Brecht/Weill-Satire und Musical-Seligkeit, abgeschmeckt mit einem mehr als großzügigen Schuss Pathos. Aber Esther Ofarim darf so etwas auftischen - und bei ihr mundet es sogar. Auch und gerade, weil die in Deutschland seit ihren Duo-Tagen mit Ehemann Abi äußerst beliebte israelische Künstlerin bei ihrem Auftritt im Nürnberger Opernhaus auf jedes Zuviel verzichtet und sich nur von einem Kammertrio mit ihrem Arrangeur und Stammpianisten Yoni Rechter, Michail Paweletz an der Geige und Michail Kaplan am Kontrabass begleiten lässt.

Massige Orchestersätze (wie die Ofarim sie früher recht gerne mochte) würden den fragilen Chansonetten-Sopran wohl auch gnadenlos zudecken und nicht genug Raum für subtile Ausdrucksarbeit lassen. Denn wenn Ofarim sich mit Nummern wie Kurt Weills melancholischem „September Song“, Randy Newmans vom Ungesagten lebender Mädchenmörder-Ballade „In Germany Before The War“ oder Leonard Cohens lakonischem Klassiker „Bird On A Wire“ auseinander setzt, wird jedes Stück zur sorgsam gestalteten Miniatur. Und wichtig ist mit einem Mal nur noch, was zwischen den Zeilen steht, sich hinter einer divenhaften Geste oder einem koketten Augenaufschlag verbirgt.

Zugleich wird in jeder Note deutlich, dass Ofarim ein sehr persönliches „Best of“ zelebriert, denn sie wird, was Künstler auf der Bühne eigentlich nie werden: privat. Soll heißen, dass sie sich das Schwelgen, das Nachlauschen, sogar das entrückte Vor-sich-hin-Summen erlaubt. In einem solchen Umfeld „funktionieren“ sogar israelische Chansons, deren Texte zwar wohl die wenigsten Konzertbesucher verstehen, deren Botschaften aber so universal sind, dass sie vom Ohr direkt ins Herz gehen. Zumal Ofarim die zentralen „Hooklines“ mit einem charmanten Lächeln übersetzt.

Aus der Schlagersängerin ist im Alter eine „Grande Dame“ geworden, die sogar Edelkitsch mit gehobenem Anspruch über die Rampe bringt. Zum Abschied wünscht sie mit Johannes Brahms „Guten Abend Gut’ Nacht“ - in drei Sprachen und ohne die geringste Peinlichkeit. HvD
- taken from nn-online.de (Nürnberger Nachrichten)

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