Zeugnisse einer rastlosen Seele

Esther Ofarim in Frankfurts Alter Oper

 

63 Jahre zählt sie mittlerweile, doch umgibt Esther Ofarim noch immer eine magische Aura von Anmut und Verwundbarkeit. In den Höhen ist sie nicht mehr ganz so souverän, wie es vor vielen viel Jahren der Fall war, als sie im Duett mit dem unvergessenen Abi Ofarim den Schlager zur Chansonehre brachte, aber ihre Phrasierungen erzeugen immer noch Gänsehaut.

In der bestens besuchten Alten Oper wartete sie mit dem gewohnten Mix aus Volksstücken, Chansons und Musicalsongs auf, die Esther Ofarim zum gediegenen Kunstlied erhob. Auch Verdienst ihrer bestens eingespielten Band unter der Leitung des Pianisten Yoni Rechter, der die sparsamen Arrangements besorgte. Geiger Michail Paweletz und Saxofonist Eli Degibri verliehen den Liedern zarte Farbtupfer.

Vor allem die sensiblen Balladen sind Ofarims Stärke. Doch beweist sie auch trotzige Ironie, etwa in Noel Cowards "Mad About The Boy" oder Kurt Weills "Alabama Song". Das Bild des Wanderers zog sich symbolisch durch viele Lieder des Abends, anspielend sicherlich auch auf die Exil-Identität der Künstlerin, die in Palästina geboren wurde, dann aber den halben Globus bereiste, um sich in Genf niederzulassen. Heute lebt sie zurückgezogen in Hamburg. So heißt es passend in einem hebräischen Lied: "He, Steine am Wegrand/Weiße Meilensteine/Wie gut es doch tut/Ohne Ziel zu wandern./Den Rucksack geschultert, wandere ich ziellos dahin."

Die Einsamkeit als große Metapher aller Suchenden macht auch Leonard Cohens "Bird On A Wire" aus, das Ofarim in einer bestechenden Version sang. "Over The Rainbow" ist vielleicht die schönste Sehnsuchtsballade der Musikgeschichte - ein Lied, wie für die Künstlerin komponiert. In der Zugabe enthielt sie ihren größten Erfolg dem Publikum nicht vor: "Morning Of My Life", eines der Schlüssellieder der weltumspannenden Karriere der beiden Ofarims, ist in der Folk-Frische der mittleren 1960-er Jahre immer noch ergreifend und bewegend. JOACHIM SCHREINER

taken from op-online.de

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