In den 1960er
Jahren war Esther Ofarim mit ihrem damaligen Ehemann Abi auch international
so erfolgreich,
dass sogar die Bee Gees Songs für sie schrieben. Nun gibt es die
Wiederauflage eines Solo-Album von ihr.
Immer dann, wenn Abi Ofarim
von Drogen gezeichnet Grenzwertiges in Talkshows zum Besten gibt, mag man es
gar nicht glauben: Das Duo Esther & Abi Ofarim brachte
einst hohe Kunst und Weltläufigkeit in die deutsche
Schlagerwelt. Ihr Folk war Pop, ihr Internationalismus die Sprache
der Herzen. Zwei Jahrzehnte nach Kriegsende erstürmten die
Israelis mit ihrem ungewöhnlichen Repertoire die Bühnen.
Protestsongs aus der Brecht/Weill-Schmiede, Sklavenblues aus dem Mississippi
Delta, Lieder der französischen Résistance, aber auch Kinderlieder aus dem
Jüdischen oder die Brahms’schen Abendgrüße. Und dazu Hits wie "Cinderella
Rockefella". Die glockenhelle, wasserklare Stimme von Esther
Ofarim konnte alles – mit langem Atem zart und drohend,
tremoloreich und guttural. Und erst ihr Aussehen: der schwärzeste Lidstrich
der Welt, endlose Haare und lampenfiebrig zurückhaltend. Später erweiterte
sie ihr Spektrum unter anderem um Leonard Cohen und Wolf
Wondratschek. Heute lebt sie in Hamburg, ihre seltenen Konzerte
sind strenge, wenn auch freundliche Liederabende, ihre Fans
sind mit ihr gealtert. Interviews lehnt sie grundsätzlich ab. Anlässlich
ihres 70. Geburtstags wird nun das gesuchte Album "Le Chant Des
Chants" von 1973 wiederveröffentlicht.
Wer’s gern auf französisch mag …
Text: Christine Heise
Esther Ofarim, Le Chant Des
Chants (Bear Family Records)