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Schneewittchen aus dem Sarg (tz-online.de)

Vielleicht sollte man seine Jugendlieben ja doch lieber im Schneewittchensarg lassen – die frische Luft
tut ihnen meistens nicht gut. Oder jedenfalls:
tut unserer Erinnerung nicht gut. Esther (die mit der Stimme) und
Abi (der mit dem Brusthaar) Ofarim – das war damals, in den guten alten
70er Jahren, der Sound zu Hippie-Hemden und Schlaghosen. Geklampftes
Lebensgefühl, das etwa mit „Morning of My Life“ den Nerv
einer ganzen Generation traf. Dementsprechend das Publikum bei
Esther Ofarim, die jetzt solo (inzwischen längst ohne Brusthaar-Begleitung)
im Prinzregententheater gastierte: fast durchwegs fünfzig plus.
Erinnerungs-Pilger. Das Schwierige mit den Jugendlieben
ist ja, dass sie selbst gar nicht ewig jung sein wollen. Nicht ewig die
alten Erfolge weiterspinnen, sondern sich weiterentwickeln wollen.
Esther Ofarim, mittlerweile 63 und vom jugendlichen Reh-Auge
zur ernsten Sängerin gereift (was aber doch nicht unbedingt zu einem
so madamig bodenlangen Outfit führen müsste!), sucht sich ihr Repertoire
zwischen hebräischem Liedgut zur einen Hälfte und allem,
was zwischen Beatles, Judy Garland und Kurt Weill gut und erprobt ist,
zur anderen – mit wechselndem Erfolg. Die Stimme jedenfalls trägt alles,
auch wenn die Begleitung unter Y oni Rechter ihr nicht immer dient.
Und als Zugabe singt sie dann doch noch „Morning of My Life“.
Und da hatte das Publikum dann sein Schneewittchen wieder…
ROLF MAY
taken from tz-online.de

Esther Ofarim - foto: dpa
foto: dpa

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www.esther-ofarim.de