Diva von Welt gibt sich die Ehre
Von Kuba bis Israel: Esther Ofarims Liederreise eröffnet die 56. Festspiele

Von Elisabeth Höving
Lange hat sie sich rar gemacht auf deutschen Bühnen: Esther Ofarim, die in den 60-er und 70-er Jahren als Duo mit ihrem Mann Abi weltweit Triumpfe feierte, wird am heutigen Freitag um 20 Uhr mit einem Solo-Abend die 56. Ruhrfestspiele Recklinghausen eröffnen. Im Parkett: jede Menge Prominenz.
Die 1941 bei Nazareth geborene Künstlerin wird eine gute Stunde lang alte und neue Lieder auf einer Reise durch Jahrhunderte und Kontinente vorstellen. In Hamburg war ein ähnlicher Abend bereits Weihnachten 2000 zu hören und geriet zu einem fulminanten Erfolg für die Sängerin. Die Hamburger Morgenpost schrieb damals: "Comeback einer Diva: Die Begeisterung der Zuschauer war kaum zu bändigen." Noch heute haben viele Ofarim-Fans die alten Hits wie "Cinderella Rockefeller" oder "Morning of my life" im Ohr. Einige davon wird sie auch bei ihrem Recklinghäuser Gastspiel noch einmal vortragen. Die Karriere von Esther Ofarim begann in Haifa, wo sie in einem kleinen Theaterclub erstmals mit Abi auftrat. 1961 spielten beide ihre erste Schallplatte ein. Es wurde ein Super-Erfolg, es folgten Auftritte in Europa und den USA. 1969 trennte sich das Paar künstlerisch und privat. Esther Ofarim (der Künstlername bedeutet so viel wie "Gazelle") war des Rummels um ihre Person leid und zog sich nach erfolglosen Versuchen für eine Solo-Karriere ins Privatleben zurück. Sie heiratete ein zweites Mal und bekam einen Sohn. Seit 1977 arbeitet sie mit den beiden Musikern Michail Paweletz (Geige) und dem Pianisten Yoni Rechter zusammen. Anfragen nach einem Revival-Programm lehnte sie ab. Im Programm-Buch der Ruhrfestspiele, das es für acht Euro bei jeder Vorstellung zu kaufen gibt, wird Esther Ofarim so zitiert: "Das ist der Luxus sagen zu können: Ich bin alt genug, um bei dem Unsinn nicht mitzumachen." Auch bedauere sie es, wenn Menschen sie als Schlagersängerin in Erinnerung haben: "Das war nicht mein wahres Ich. Ich wußte nicht mal mehr, ob ich überhaupt noch Sängerin sein wollte." Nun, heute und am morgigen Samstag wird sie als Sängerin in Recklinghausen zu erleben sein. Auf dem Programm stehen alte und neue Lieder aus Israel, ein kubanisches Wiegenlied, Traditionals wie "Dirty Old Town", aber auch Leonard Cohens "Bird on a wire" oder Lennons/McCartneys "She's leaving home". Selbst Brechts Alabama-Song wird nicht fehlen. Zu den Zuhörern werden u. a. NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement, zahlreiche Minister und der Triennale-Leiter Gerard Mortier gehören. Die Vorstellung am Sonntag beginnt um 19 Uhr. Karten gibt's nur noch mit viel Glück.

taken from Waz, 03.05.02

www.esther-ofarim.de