Links auf der Bühne stehen ein Klavier und eine kleine Elektro-Orgel, die von Yoni Rechter gerade so viel wie nötig gespielt werden. Rechts steht Michael Paweletz mit seiner Violine, die sehr schön die zweite Stimme singen kann. In der Mitte steht eine Frau mit roten Haaren im hellen Hosenrock und im schwarzen Jackett, sehr schmal und kerzengerade und konzentriert. Das ist Esther Ofarim, die sehr viel singt und sehr wenig spricht. Nach dem "Gruß" von Felix Mendessohn Bartholdy ("Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute") merkt sie trocken an: "Das war ein Stück deutsche Leitkultur". Damit hat sie für diesen Abend genug geredet.
Ihre Bewegungen sind sehr reduziert, wenn sie einmal den linken Fuß ein klitzekleines Stück nach vorn stellt oder die Arme hebt, ist das schon viel. Nur ihre Augen bewegen sich fast so lebendig wie ihre Stimmbänder. Ihr Programm besteht aus hebräischen und englischen Liedern, die sie eigenwillig, stilvoll und eben so interpretiert, wie nur Esther Ofarim es kann. Zu den Glanzlichtern des Abends gehört ihre Version des "Bird on a wire" von Leonard Cohen und ihre Fassung des Liedes "Mad about the boy" von Nöel Coward. Ab und zu lässt Esther Ofarim, die in den höheren Lagen zu Hause ist, einige Töne etwas tiefer unten klingen, sehr warm und nuancenreich. Wir ahnen: Dort und im Jazz liegen mögliche neue Ziele dieser Stimme, die oben alles erreicht hat. stg