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Mädchen und reife Frau in einer singenden Person

Von Monika Nellissen 8. Januar 2010, 04:00 Uhr

Warum sollte man ein Programm ändern, das musikalisch und dramaturgisch vollkommen schlüssig ist? Das könnte Esther Ofarim sich gefragt haben und sang im knapp ausverkauften St.Pauli Theater noch einmal ihren Song- und Liederabend vom vergangenen Jahr: "I'll see you in my Dreams".In Mimik und Gestik noch reduzierter, dafür aber in der Interpretation noch tiefer gehend und freier.Es war ein erfüllter, erfüllender Abend, der so viele stimmliche Facetten der Ausnahme-Chanteuse anklingen ließ, dass wir wahrscheinlich auch beim dritten Hören desselben Programms immer wieder etwas Neues entdeckten. Esther Ofarim ist die Hochdramatische und die Naive, ist Tragödin und Clownin, junges Mädchen und reife Frau.

Warum sollte man ein Programm ändern, das musikalisch und dramaturgisch vollkommen schlüssig ist? Das könnte Esther Ofarim sich gefragt haben und sang im knapp ausverkauften St. Pauli Theater noch einmal ihren Song- und Liederabend vom vergangenen Jahr: "I'll see you in my Dreams".

In Mimik und Gestik noch reduzierter, dafür aber in der Interpretation noch tiefer gehend und freier. Es war ein erfüllter, erfüllender Abend, der so viele stimmliche Facetten der Ausnahme-Chanteuse anklingen ließ, dass wir wahrscheinlich auch beim dritten Hören desselben Programms immer wieder etwas Neues entdeckten. Esther Ofarim ist die Hochdramatische und die Naive, ist Tragödin und Clownin, junges Mädchen und reife Frau. Sie weiß, wovon sie singt - im Alter von 68 Jahren.

Ein Wunder, dass sie sich den Charme und die Reinheit einer vollkommen integren Künstlerin bewahren konnte, die es sich leisten kann, mit ihren hennarot gefärbten Haaren ein äußerliches feuriges Signal zu setzen innerhalb von Stimmungen, die zwischen schwarz und weiß changieren. Sie trifft auch die Zwischentöne mitten ins Herz.

So singt sie Weill/Brechts Lied vom Surabaya Johnny nicht mit purer Wut im Bauch, sondern mit dem sich erinnernden Gefühl zärtlicher Hörigkeit und schwer missbrauchter Liebe. Ihre Stimme bricht, gurrt, röhrt, schmeichelt sich ein in trompetenartigen Höhen und sanften Tiefen. Glissandi, Triller, chromatischen Verschiebungen und rhythmischen Verrückungen spürt sie nach mit der Präzision und Klarheit einer Instrumentalistin, die freilich ein bisschen Abrieb ins Getriebe gestreut hat, damit nicht alles so elegant geschmackvoll, und damit leicht langweilig klingt. Yoni Rechter gab vom Klavier aus wieder den Ton an, unterstützt vom Geiger Michail Paweletz, Micha Kaplan am Bass und Bernard Fichtner als Gitarrist. Von uns aus kann Ester Ofarim im nächsten Jahr das gleiche Programm singen, das wunderbarerweise nie gleich klingt. MN

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www.esther-ofarim.de