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Auf Lichteffekte und große Technik verzichtet sie heute. In schlichter, schwarzer Kleidung steht sie auf der kargen Bühne. Nur Piano, Geige und Contrabass begleiten sie. Und dennoch war es fast wie früher als sie Konzerthallen füllte, durch die Welt tourte. Freitag sang Esther Ofarim in der Stadthalle. Pianist Yoni Rechter betritt die Bühne zuerst, geht zum Piano, spielt die ersten Noten. Es herrscht Totenstille. Bis Esther Ofarim auftritt. Unter tosendem Applaus geht sie zum Mikroständer. Einige pfeifen begeistert. Die Frau mit den feuerroten Haaren lächelt freundlich, verbeugt sich und singt die ersten Töne. Sofort verstummt der Applaus, fast andächtig lauschen die Zuhörer. Doch es sind keine Schlager, die Esther Ofarim singt. Damit wurde sie - gemeinsam mit ihrem Mann Abi - berühmt, verkaufte unzählige Alben, belegte den zweiten Platz beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Das war 1963. Im Jahr 2004 hat sie hebräische Lieder im Repertoire, Kompositionen von Yoni Rechter, Musical-Melodien, aber auch Lieder von Leonard Cohen und den Beatles. Dabei beweist sie die Vielseitigkeit ihrer Stimme. Mal haucht sie fast die Töne, wirkt beim nächsten Lied energisch, dann wieder theatralisch. Unter Spannung scheint ihr ganzer Körper zu stehen, wenn sie singt. Fast sinkt sie nach den letzten Tönen zusammen. Und mit dem letzten Ton setzt dann auch wieder der frenetische Beifall ein. Fast wirkt jeder Applaus wie der letzte, kein Ende finden die Zuschauer, verstummen erst wieder, wenn die Musik wieder einsetzt. Schließlich zucken auch die ersten Blitzlichter durch den dunklen Zuschauerraum. Nachdem sich der erste getraut hat, folgen immer mehr. Schließlich blitzt es fast bei jedem Lied. Und so wird Esther Ofarim auch nicht ohne Zugabe entlassen. Dreimal klatschen die Zuhörer sie wieder auf die Bühne. Doch gleich die Anfangs-Akkorde der ersten lösen Beifallsstürme aus. Das Lied ist bekannt und beliebt: "Morning of my life" war einer der größten Hits von Esther und Abi Ofarim. Da kommt fast Schunkel-Atmosphäre auf, wiegen sich viele auf ihren Plätzen zur Musik. Mit "guten Abend, gute Nacht" auf Deutsch, Englisch und Hebräisch verabschiedet sie sich dann. Das Publikum reagiert mit Standing Ovations. Es wird geklatscht, gepfiffen und fotografiert. Fast so wie früher. jul WAZ-Bild: M. Bleck 29.02.2004taken from www.waz.de |