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Zeitungs-Rezensionen des Esther Ofarim Konzerts in Dortmund 2004:

Esther Ofarim und ihre Fans: Aus Reihe 1 gab's Geschenke
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Esther Ofarim offenbart ihr wahres Ich
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Esther Ofarim in Dortmund - foto © by www.westfaelische-rundschau.de
Erhielt minutenlangen Beifall für ihren Auftritt im Konzerthaus: Esther Ofarim. (WR-Bild: Christoph Giese)

Von Christoph Giese Große Tourneen mache sie nicht mehr, verrät der Betreuer der Künstlerin.

 

Esther Ofarim gebe nur noch ausgewählte Konzerte. Im Dortmunder Konzerthaus fand am Freitag so ein Abend statt, an dem Esther Ofarim sicher sein konnte, viel Interesse zu wecken.

Fast voll präsentierte sich der große Saal. Gefüllt mit Menschen, von denen viele schon lange Esther Ofarim und ihre Musik mögen. Das war spätestens am Ende des Auftritts klar, als minutenlanger Beifall aufbrauste, das Publikum aufsprang, einige vorne an der Bühne gar kleine Geschenke an die gerührte Sängerin überreichten.

Dabei hätte das Publikum durchaus auch ein wenig verschnupft darauf reagieren können, dass schon nach gut einer Stunde das Konzertende geplant war. Da hatte sich Esther Ofarim zwischendurch ohnehin schon zwei Titel lang eine Auszeit genommen und ihren drei Musikern die Bühne überlassen.

Pianist Yoni Rechter, mit dem die seit den 60-er Jahren so erfolgreiche Sängerin aus der Nähe von Nazareth schon über 25 Jahre zusammenarbeitet, Geiger Michail Paweletz und Saxofonist Eli Degibri spielten alleine im Trio ähnlich wie das ganze Gastspiel verlief: gekonnt, geschmeidig, aber sehr kontrolliert.

Große Emotionen sind nicht unbedingt ihre Sache

Zu viele Emotionen zu verströmen, war die Sache der Esther Ofarim und ihrer Musiker im Konzerthaus nicht. Mit ihrem Sopran kann die Sängerin traditionelle jüdische Lieder, Lennon/McCartneys Weglauflied "She's leaving home" oder Randy Newmans Melancholiker "In Germany before the war" schön kolorieren und mit (natürlich wohldosierter) Dramatik versehen - tiefere emotionale Ausschläge verleiht sie den Stücken aber nicht. Ihre Stimme ist fein, aber eben kein Transportband für spannungsgeladene Ausgelassenheit.

Spürbar war das auch bei den vorgetragenen Kurt Weill-Titeln in ihrem Pro-gramm. Man kann sie nicht unbedingt miteinander vergleichen, aber wer noch die temperamentvollen Weill-Interpretationen der amerikani-schen Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater bei ihrem Auf-tritt an gleicher Stelle im Ohr hat, muss den Vortrag von Esther Ofarim als blutarm empfunden haben.



"Cinderella-Rockefella" oder "Morning of my life" waren jene Titel, mit denen Esther Ofarim gemeinsam mit ihrem Mann Abi Erfolge landete. Doch das Schlagersternchen der sechziger und siebziger Jahre hat sich zur Chansonette gemausert.

Am Freitag gastierte die in Palästina geborene Sängerin, die heute in Hamburg lebt, im Konzerthaus mit einem Programm internationaler Chansons und Lieder.

Das bezaubernde Piano, das sie ihrem glockenhellen Sopran zum Beispiel in dem kubanischen Wiegenlied entlockt, unterstreicht die mädchenhafte Erscheinung auf der Bühne. In schwarz gehüllt wie Juliette Gréco, steht hier kein Vamp auf der Bühne, auch wenn die samtig-weiche Tiefe hier und da die Reife durchschimmern lässt. Ähnlich wie die Gréco verzichtet Esther Ofarim fast völlig auf Gestik und Mimik und lässt die Musik und die Texte wirken, denen sie allein mit ihrer differenzierten Stimmführung und Diktion Ausdruck verleiht.

Ergreifend ist Leonard Cohens "Bird on a wire" oder Harold Arlens "Somewhere over the Rainbow", bei dem man unwillkürlich an die junge Judy Garland denken muss. Schlicht und wunderhübsch sind die hebräischen Lieder wie "Besade Patuach", das aus der Feder ihres Pianisten und Arrangeurs Yoni Rechter stammt und von einem Mädchen erzählt, das über das offene Feld läuft und sich wie ein Blatt Papier im Wind bewegt.

Begleitet wird Esther Ofarim neben dem Pianisten von Geiger Michail Paweletz und Saxophonist Eli Degibri, die ihr in sehr vielen Liedern mehr als Begleiter sind, sondern durch die geschickten Arrangements zu Duett-Partnern werden.

Es war ein relativ kurzes, aber sehr erfreuliches Wiedersehen mit einem Star, der nach eigener Aussage jetzt endlich das tut, was er immer tun wollte: Das Schlagersängerin-Dasein sei nicht ihr wirkliches Ich gewesen. "Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich noch Sängerin sein wollte. Jetzt weiß ich, dass Singen ein unverzichtbarer Teil meines Lebens ist. Wenn ich singe, bin ich in meinem Element." Wer sie hört, glaubt es sofort. MLG

 

www.esther-ofarim.de