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110 Jahre Jüdischer Nationalfonds: Umjubeltes Benefizkonzert 
mit Esther Ofarim im ausverkauften Stadttheater

Esther Ofarim in Giessen - foto (c) by Lademann, Gießener Anzeiger
Ein zierliches Persönchen mit berührenden Darbietungen: 
Esther Ofarim bei ihrem Kurz-Auftritt im Gießener Stadttheater. Fotos: Lademann

20.05.2011 - GIESSEN

Von Thomas Schmitz-Albohn

Sie sang nur 40 Minuten, aber für diese 40 Minuten hatte sich das Ausharren gelohnt. Esther Ofarim, die „Stimme Israels“, gastierte am Mittwochabend im Gießener Stadttheater und zog das Publikum vom ersten Ton an mit ihrer ausdrucksvollen und in jeder Lage betörenden Stimme in Bann. Das von Jubel und großem Beifall begleitete Benefizkonzert der weltbekannten Sängerin war Teil der Jubiläumsveranstaltung zum 110-jährigen Bestehen des Jüdischen Nationalfonds.

Der Jüdischen Nationalfonds, Keren Kayemth LeIsrael (KKL), wurde ursprünglich gegründet, um mit Spenden jüdischer Bürger Land in Palästina zu erwerben und urbar zu machen. Heute ist der KKL die größte Umweltorganisation Israels.

Einst Hitparadenstürmerin

Esther Ofarim, die Mitte der 60er Jahren im Duo mit ihrem damaligen Mann Abi die Hitparaden stürmte („Morning of my life“) und viele Auszeichnungen gewann, kehrte 1998 nach langer, langer Abwesenheit vom Showgeschäft auf die Bühne zurück. Mittlerweile lebt sie in Hamburg und macht auf ihrer Homepage im Internet keinen Hehl daraus, dass sie bereits im 70. Lebensjahr steht. Dass sie es aber noch immer hervorragend versteht, ein Publikum zu bezaubern, das stellte sie bei ihrem kurzen Auftritt in Gießen eindrucksvoll unter Beweis. Hier zeigt sich, dass ihre wunderschöne Stimme reifer und die Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten noch reicher geworden ist. Und in ihrem Programm spannte sie auf niveauvolle Weise den Bogen von hebräischen Volksliedern über deutsche Chansons zu Songs der Beatles.

Im leichten weißen Mantel und mit feuerroten Haaren stand das zierliche Persönchen vor tiefschwarzem Hintergrund auf der Bühne des Stadttheaters, das an diesem Abend bis unter die obersten Ränge voll besetzt war. Esther Ofarim hatte es hier zweifellos mit einem sehr fachkundigen Publikum zu tun. Mehr als die Hälfte der über 500 Zuhörer war von außerhalb nach Gießen gekommen, und allenthalben war sehr viel Hebräisch zu hören. An den begeisterten Zurufen aus dem Saal war zu erkennen, dass etliche Besucher die meisten ihrer Lieder in- und auswendig kannten. Am Klavier wurde die Sängerin von Yoni Rechter begleitet, der in Israel selbst ein Star ist und als Komponist von Kinderliedern eine große Fangemeinde hat. Das einfühlsame Spiel des versierten Pianisten und der eindringliche Gesang verschmolzen zur schönsten Einheit.

Jede Facette erprobt

Natürlich ist eine Künstlerin wie Esther Ofarim eine Perfektionistin, die nichts dem Zufall überlässt. Bei ihr ist jede Nuance ausgeklügelt, jede Facette erprobt. Und das bleibt nicht ohne Wirkung. Schon das erste hebräische Lied „Layla, Layla“ mit den rund geformten Vokalen und den warmen Tönen ließ aufhorchen, und selbst wenn man von den folgenden „Shir Hanoded“ und „Me’emek Legiv’a“ kein Wort verstand, so berührten sie einen doch sehr stark. Nach einem wehmütigen „Yesterday“ bot die Sängerin ein prägnantes „She’s leaving home“, beide von den Beatles. Literarisch wurde es mit einem Lied Heinrich Heines, das mit den nachdenklich stimmenden Zeilen endet: „Vorbei sind die Kinderspiele,/ Und alles rollt vorbei,/ Das Geld und die Welt und die Zeiten,/ Und Glauben und Lieb‘ und Treu‘“. Später kam der deutsche Dichter Heine, der im französischen Exil lebte, mit seinem „Gruß“ („Leise zieht durch mein Gemüt“) noch einmal zu Ehren. Für den überschwänglichen Applaus bedankte sich Esther Ofarim mit einem Abschiedslied sephardischer Juden und dem in Deutsch, Englisch und Hebräisch gesungenen „Guten Abend, gute Nacht“.


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www.esther-ofarim.de